Konzept

Am Anfang stand die Idee in Gießen eine Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) zu gründen, die selber eine Fläche bewirtschaftet. Bei dem Solawi-Ansatz stehen eine nachhaltige Nahrungsproduktion und Ernährungssouveränität im Vordergrund. INGE steht für Initiative für Nachhaltigen Gartenbau und Ernährungssouveränität und damit wäre an dieser Stelle schon geklärt, wie wir zu unserem Namen gekommen sind.

Der Plan wurde 2018 in Angriff genommen und zunächst musste entschieden werden, wie die Fläche (die es zu besagtem Zeitpunkt noch nicht mal gab) bewirtschaftet werden sollte. In der buntgemischten Gruppe waren auch Studierende und Mitarbeitende der Justus-Liebig-Universität Gießen, sodass die Idee aufkam, das Vorhaben mit einem Forschungsvorhaben zu verbinden. Um das zu verstehen, müssen wir kurz nach Südamerika schauen. Dort ist die sogenannte Agroforstwirtschaft bereits hunderte Jahre erprobt und liefert gute Ernten.

Als Agroforstwirtschaft wird ein landwirtschaftliches System bezeichnet, das Ackerbau und Forstwirtschaft vereint. Es ist also eine Kombination aus ein- oder mehrjährigen Nutzpflanzen und Dauerkulturen wie Obstbäumen und Beeren- und Nusssträuchern. Es werden natürliche Dynamiken genutzt, um Nahrungsproduktion mit einer Verbesserung des Ökosystems –Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt – zu verbinden.

Die Idee war also zu erproben, ob ein solches Agroforst-System auch hier in Mittelhessen funktionieren kann. Selbstverständlich mit heimischen Nutzpflanzen und, soweit möglich, Bäumen. Es hat, wenn man so will, also als ein exploratives Experiment begonnen. Bei dem Versuch ging es – kurz gesagt – darum, Interaktionen zwischen den verschiedenen Pflanzenarten, die nach dem Ansatz des sukzessionalen Agroforstsystems in Mischkultur gepflanzt wurden, zu beobachten. Neben unterschiedlichen Gemüsesorten finden sich bei uns Beerensträucher und einige – noch sehr kleine – Obstbäume.

Nun sind wir schon wieder von der Geschichte der INGE abgekommen: Es musste also eine Fläche her. Das ca. 1000 m2 große Wiesenstück bei Wieseck erschien optimal. Die Fläche wurde dann von der Stadt gepachtet. Und dann ging die harte Arbeit los, denn die Wiese musste erst mal nutzbar gemacht werden. Es sollten sechs 10 x 10 Meter große Parzellen her und diese wurden – wie es sich in einem explorativen Experiment gehört – auf unterschiedliche Weisen bearbeitet. Eine Fläche wurde z. B. zunächst mit Pappen bedeckt, eine andere wurde mit der Fräse, noch eine andere mit der „Doublebroadfork“ bearbeitet. Wenn ihr mehr zu der mühsamen Nutzbarmachung und den daraus gewonnenen Erkenntnissen erfahren wollt, sprecht uns einfach mal an. Dann können wir gerne detaillierter über die Anfänge sprechen. Jedenfalls pflanzten wir zu Beginn in allen sechs Parzellen die gleichen Hauptkulturen an. Inzwischen ist das Gartenkonzept etwas aufgelockert, was nicht heißen soll, dass wir die Beetstrukturen, Fruchtfolgen und Mischkulturen nicht feinsäuberlich planen.

Seit dem Start 2018 sind immer wieder neue Pflanzen dazugekommen, andere wurden weggelassen. Das Grundprinzip – die Fläche in Anlehnung an ein Agroforst-System zu bewirtschaften – und dabei auf den Einsatz von Pestiziden und systemischen Düngemitteln zu verzichten, ist aber unverändert. Wir achten auf samenfestes Saatgut und versuchen es möglichst für die nächsten Gartenjahre selber zu gewinnen. Uns ist die biologische Vielfalt wichtig und daher bauen wir schmackhaftes Bio-Gemüse und -Obst an.

Inzwischen sind wir ein eingetragener Verein. Und das Projekt entwickelt sich dynamisch weiter, z. B. haben wir nun auch Bienen auf unserer Fläche. Wir freuen uns immer über neue Ideen. Und verstehen uns nach wie vor als Spielwiese und Experimentierfeld. Wenn du also schon immer mal etwas ausprobieren wolltest (und es zu unseren Werten passt), können wir gerne über alles reden. Und sehr wahrscheinlich findet sich ein Plätzchen auf unserer Fläche dafür. 1000 m2 sind schließlich groß.